Wurmerkrankungen

Hier ein Artikel aus der Geflügelzeitung 15/2014.

Verfasser: Dr. Sigrid Spies, Fachtierärztin für Geflügel, Unterschleissheim


Wurmerkrankungen beim Rassegeflügel -

Ursachen, Diagnostik und Bekämfpung

Wurmerkrankungen stellen eine der am häufigsten auftretenden parasitären Infektionen des Geflügels dar, die aber selten erkannt werden, da sie oft einen chronischen Verlauf nehmen. Da das Geflügel über mehrere Zuchtperioden auf denselben Ausläufen gehalten wird, ist die GEfahrt der Anreicherung von Darmparasiten, insbesondere Würmern, und damit die Infektionsgefahr sehr hoch.

 

Ursachen

Im Erwachsenenstadium befinden sich die Würmer im Darm der Hühner. Die weiblichen Würmer legen Eier, die mit dem Kot ausgeschieden werden. Bei Würmern mit direktem Entwicklungszyklus reifen diese zu infetkiösen Eierstadien in der Außenwelt.

Wenn diese Eier von Hühnern beim Picken aufgenommen werden, entwickeln sie sich im Darm zu adulten Würmern.

Bei Würmern mit indirekter Entwicklung muss ein Teil der Entwicklung in einem sogenannten Zwischenwirt stattfinden. Dabei handelt es sich meist um Schnecken oder Regenwürmer, die vom Huhn gefressen werden. So gelangen die Würmer wieder in ihren Endwirt. Deswegen findet man solche Würmer vor allem in der Freilandhaltung.

Daneben gibt es noch sogenannte "Stapelwirte": diese nehmen die Wurmeier auf und "stapeln" sie. Wenn ein Huhn einen Stapelwirt frisst, infiziert es sich mit einer großen Menge von Wurmeiern.

 

Beim Geflügel sind folgende Wurmarten am meisten verbreitet:

 

1. Würmer mit direkter Entwicklung

  • Spulwurm (Ascaridia galli), ca. 10 cm lang, Verbreitung: Dünndarm
  • Haarwurm (Capillaria obsignata), ca. 1-5 cm lang, Verbreitung: gesamter Darm
  • Blinddarmwurm oder Pfriemeschwanz (Heterakis gallinarum), ca. 0,7 - 1,5 cm lang, Verbreitung: Blinddarm

2. Würmer mit indirekter Entwicklung

  • Bandwurm: verschiedene Arten ca. 0,1 - 15 cm lang, Verbreitung: Dünndarm. Zwischenwirte: Insekten, Regenwürmer, Schnecken
  • Haarwurm (Capillaria caudinflata), ca. 1,5 - 8 cm lang, Verbreitung, Dünddarm, Zwischenwirte: Regenwürmer und Insekten

 

Verbreitung und Folgen

 

Untersuchungen zeigen, dass der Befall mit Spulwürmern am häufigsten vorkommt, gefolgt von Blinddarmwürmern, Haarwürmern und Bandwürmern. Insbesondere Haltungen mit Zugang zu Ausläufen im Freien haben deutlich höhere Verwurmungsraten als reine Stallhaltungen.

Ein hoher Verwurmungsgrad kann einen äußerst nachteiligen Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitsstatus und die Zuchterfolge beim Rassegeflügel nehmen: die mit Würmern infizierten Tiere haben oft unspezifische Krankheitsanzeichen wie blasse Ständer und Kopfanhänge, gesträubtes Gefieder und Darmentzündungen mit Durchfallerscheinungen, die durch die verminderte Nährstoffaufnahme die Zuchtleistungen negativ beeinflussen. Dies resultiert in einem Rückgang der Legeleistung und einer verringerten Fruchtbarkeit. Besonders bedeutsam ist der Einfluss auf das Immunsystem der Tiere, das infolge von Wurminfektionen deutlich geschwächt ist, so dass Tiere anfälliger für andere Krankheiten werden und auch Impfungen nicht gut wirksam sind.

Zur Gesunderhaltung der wertvollen Rassebestände sollte deshalb der Status der Wurmbelastung regelmäßig ein- bis zweimal im Jahr mittels Kotuntersuchungen oder Sektionen verendeter Tiere überprüft werden. Im Kot können mittels bestimmter Untersuchtungstechniken die typisch geformten Wurmeier nachgewiesen werden. Ein negativer Befund bedeutet nicht zwingend, dass die Tiere keine Würmer haben, weswegen regelmäßig nachuntersucht werden sollte.

 

Vorbeuge und Behandlung

 

Bei positiven Befunden sollte der komplette Bestand behandelt werden. Auch eine regelmäßige Pflege des Auslaufes ist wegen der Gefahr der Krankheitsübertragung durch die dort vorhandenen Zwischenwirte und der ausgeschiedenen, lange überlebensfähigen Wurmeier notwendig. Besonders geeignet zur Behandlung sind Präparate mit Wirkstoffen der Benzimidazolfamilie. Für Hühner sind Präparate mit Flubendazol und Fenbendazol zugelassen. Diese werden über das Trinkwasser verabreicht. Bei zulassungsgemäßer Anwendung gibt es keine Wartezeit für Eier. Bei Fenbendazol, das für die Behandlung der am häufigst gefundenen Arten - Spulwürmer und Blinddarmwürmer - zugelassen ist, ist es durch die Anwendung einer neuartigen Nassmahltechnologie gelungen, Partikel herzustellen, die sich stabil über viele Stunden in Wasser suspendieren lassen, ohne dass sie sich absetzen. Das Präparat ist nach der Auflösung in Wasser so stabil suspendiert, dass kein zusäztliches Rühren der Gebrauchssuspension über mindestens 8 Stunden erforderlich ist.

Dr. Sigrid Spies

Fachtierärztin für Geflügel